Ambitionen der Agenda DVS
In der Agenda DVS legen Bund und Kantone fünf gemeinsame Ambitionen fest. Damit soll die dringend notwendige Entwicklung und Einführung von Infrastrukturen und Basisdiensten beschleunigt werden.

Infrastrukturen und Basisdienste sind der Schlüssel zu nutzerfreundlichen und effizienten elektronischen Prozessen.
Digitaler Kanal zwischen Bevölkerung und Verwaltung etablieren
In der Schweiz fehlen derzeit gemeinsame Grundlagen für einen gesicherten digitalen Kanal zwischen Einwohnerinnen und Einwohner und Behörden. Die vorhandenen Lösungen decken nur Teilbereiche des staatlichen Handels ab, sind uneinheitlich und nicht vernetzt. Das erschwert die Interaktion mit der Verwaltung erheblich.
Der digitale Kanal zwischen Bevölkerung und Verwaltung ist als allgemeiner Grundservice zu etablieren. Die Gemeinwesen werden in den nächsten Jahren erhebliche Mittel in den Aufbau entsprechender Infrastrukturen investieren müssen. Ein wichtiger Schritt ist die rasche Verständigung auf Standards.
Ambition: Der Bevölkerung und der Verwaltung steht ein digitaler Kanal zur Verfügung, um Behördengeschäfte über Verwaltungsgrenzen hinweg wahrnehmen zu können. Die dafür erforderlichen gemeinsamen Standards, Infrastrukturen und institutionellen Grundlagen sind bis 2026 schweizweit geschaffen.
Potenzial zur Automatisierung und Vereinfachung für die Wirtschaft ausschöpfen
Der sichere und medienbruchfreie Austausch von strukturierten Daten zwischen Unternehmen und Behörden bietet grosses Potenzial, um beide Seiten von administrativen Tätigkeiten zu entlasten und zusätzlich die Datenqualität sowie Rechtssicherheit zu erhöhen. Mit der richtigen Infrastruktur und guten E-Services können zeitraubende administrative Arbeiten mit einem Knopfdruck erledigt werden.
Viele der erforderlichen Komponenten sind bereits heute vorhanden und in der Wirtschaft und der Verwaltung etabliert. Die Komponenten sind jedoch noch nicht miteinander verbunden (interoperabel) oder es fehlen noch einzelne Grundlagen. Hier gilt es in den kommenden Jahren vorwärtszumachen.
Ambition: Die Wirtschaft ist durch den automatisierten Datenaustausch und Schnittstellen mit der Verwaltung administrativ entlastet. Die dafür erforderlichen gemeinsamen Standards, Infrastrukturen und institutionellen Grundlagen sind bis 2026 schweizweit konsequent eingesetzt.
Behördenübergreifende digitale Identifikation etablieren
Die Schweiz liegt bezüglich der elektronischen Identifikation trotz einer Verbesserung im letzten Jahr deutlich hinter dem europäischen Durchschnitt. Damit fehlt eine zentrale Voraussetzung für effizientere elektronische Verwaltungsabläufe und attraktive digitale Behördendienste für die Bevölkerung und Unternehmen.
Die Ablehnung des E-ID-Gesetzes Anfang 2021 stellt aus Sicht von Bund und Kantonen keine generelle Absage an eine E-ID dar. Angesichts der strategischen Bedeutung für die digitale Verwaltung ist rasch ein neuer Lösungsansatz zu entwickeln, der politisch breite Akzeptanz findet und in den Gemeinwesen einfach umgesetzt werden kann. Die Digitale Verwaltung Schweiz unterstützt die Entwicklung des neuen Lösungsansatzes und setzt sich für eine breite Einbindung der drei Staatsebenen und eine zügige Umsetzung ein.
Ambition: Die sichere, einfache Identifikation von Personen und die Organisation von Zugriffsrechten sind behördenübergreifend möglich und vereinfacht. Die dafür erforderlichen gemeinsamen Standards, Infrastrukturen und institutionellen Grundlagen sind bis 2026 schweizweit geschaffen und in den Gemeinwesen umgesetzt.
Föderales Datenmanagement aufbauen
Der Bedarf an aktuellen Daten und deren schnellen und sicheren Austausch wächst stetig. Die Datenlandschaft der Schweiz weist deshalb immer mehr Schnittstellen auf und die gemeinsame Nutzung der Daten steht im Fokus.
Ein föderales Datenmanagement ist Grundlage für eine nachhaltige und transparente Datennutzung. Es bildet die Basis für effizientere Verwaltungsabläufe und nutzerfreundliche Dienstleistungen, erfordert jedoch eine technische und institutionelle Abstimmung zwischen den Behörden aller Staatsebenen. Politik und Verwaltung haben den Handlungsbedarf erkannt und bereits verschiedene Vorhaben zu diesem Zweck lanciert. Diese Anstrengungen gilt es zu koordinieren, zu unterstützen und zu beschleunigen. Im Fokus stehen die Weiterentwicklung der technischen Datenaustauschinfrastrukturen sowie der Grundlagen für eine behörden- und themenübergreifende Registerführung (z.B. Register zu Einwohner/innen, Behörden, Gebäuden und Grundstücken, Geoinformationen, Tieren etc.).
Ambition: Die technischen, semantischen und institutionellen Grundlagen für die Datenbewirtschaftung über Staatsebenen hinweg sind bis 2026 geschaffen und in den Gemeinwesen umgesetzt.
Institutionelle Grundlagen für Cloud-Dienste in der Verwaltung schaffen
Der Einsatz von Cloud-Diensten bietet viel Potenzial: Sie bieten ein grosses Synergiepotential durch einen gemeinsamen Leistungsbezug oder Leistungserbringung und können die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen unterstützen. Gleichzeitig stellen sich aber auch heikle Fragen zu Informationssicherheit und Datenschutz, Geheimhaltungspflichten, Einsatzkritikalität und Souveränität auf, die es transparent und für alle drei Staatsebenen zu klären gilt.
Insgesamt herrscht in den Verwaltungen eine Unsicherheit im Umgang mit Cloud-Diensten und teilweise fehlen Ressourcen, um die Kompetenzen für diese neue Technologie aufzubauen. Aus diesem Grund sollen der konkrete Bedarf sowie entsprechende institutionelle Lösungsansätze evaluiert und schliesslich umgesetzt werden. Je früher diese Fragen geklärt werden, desto mehr Synergie- und Einsparpotenziale können realisiert werden. Dabei kann auch die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung gegenüber IT-Anbietern gestärkt werden. Die Anstrengungen reagieren auf den Folgeauftrag des Bundesrates aus dem Bericht zur «Swiss Cloud».
Ambition: Die Verwaltungen haben bis 2026 die institutionellen Grundlagen entwickelt, um Cloud-Dienste rechtskonform einsetzen, Synergien realisieren und Handlungsfähigkeit gegen-über IT-Dienstleistern sicherstellen zu können.
Umsetzung der Ambitionen
Die fünf Ambitionen sollen bis Ende 2026 auf allen drei Staatsebenen erreicht sein. Erste Projekte und Massnahmen wurden bis Ende 2021 im Rahmen einer Initialisierung der Agenda DVS festgelegt und werden im Sinne der rollenden Planung laufend ergänzt. Der Bund und die Kantone beschliessen gemeinsam die nächsten Schritte je Ambition. Für die Umsetzung der Agenda DVS ist in den nächsten Jahren mit einem Gesamtbetrag von CHF 200 bis 300 Mio. zu rechnen. Um bereits im 2022 mit der Umsetzung der Agenda DVS beginnen zu können, hat der Bund im Sinne einer Sofortfinanzierung finanzielle Mittel in der Höhe von CHF 15 Mio. für die Jahre 2022 und 2023 bereitgestellt (Medienmitteilung vom 11.06.2021).